Nachdem «The Mission» 2011 ihr 25 jähriges Bestehen gefeiert haben, legen sie jetzt mit einem neuen Album nach. Die Kultmusiker melden sich mit «The Brightest Light» zurück und dieses erscheint satte 27 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums. Unterschiedliche Musikergenerationen sind seither gekommen und gegangen, «The Mission» gibt es immer noch. Jeder, der mit «The Brightest Light» eine Rückkehr zum altbekannten Sound erwartet, wird überrascht sein. Dies ist das Album einer Band, die riesigen Spass hat und eine neugewonnene Kameradschaft pflegt und das Ergebnis ist nicht weniger als das vermutlich stärkste Rockalbum ihres Lebens.
Wer sich für die früheren Jahre interessiert, findet sicherlich im Internet genügend Material. «The Mission» haben seit 1986 mit kurzer Unterbrechung zahlreiche Alben veröffentlicht und Konzerte gegeben. Mehr als vier Millionen Tonträger ihrer bisherigen zwölf Alben, der dazu gehörenden Singles plus Compilations und Live-Scheiben hat die Band bis dato verkauft. 2011 fand man, nach mehreren internen Auseinandersetzungen, Auflösungen, Semisolos von Sänger Wayne Hussey, zur Jubiläumstour 2011 in Originalbesetzung zusammen und feierte das 25jährige Bestehen mit einer ausverkauften Europatournee. Wayne Hussey, Craig Adams, Simon Hinkler und Schlagzeuger Mike Kelly bemerkten, dass sie stilistisch wieder so unverbraucht wie zu ihren Anfangstagen klingen und wollten diesen aufregenden Sound auch auf Scheibe festhalten. Hussey als Hauptsongschreiber der Gruppe zog sich für einige Monate zurück, um neue Stücke zu komponieren. Am 1. April traf sich dann die komplette Band mit Produzent David M. Allen (The Cure, Depeche Mode, Human League) und die Arbeit in diversen Studios begann, zum Teil sogar hoch oben in den brasilianischen Bergen oder in der Nähe der englischen Stadt Bath.
Nun ist es fertig: «The Brightest Light», das neue Album. Rockig soll es sein. Als Komponist und Sänger hat Hussey eine Performance angeliefert, die ihn zwangsläufig in die Liste der besten britischen Musiker katapultiert. Die neuen Songs mit grandiosen Melodien und Texten über den Teufel, über Pathos und Herzschmerz sowie verfasst mit seinem unnachahmlichen Sinn für Humor gehören sicherlich zu den überzeugendsten, die er je geschrieben hat. Zudem hat seine Stimme noch nie so ehrlich geklungen wie heute. Mit Leuten in seinem Umfeld, denen er vertraut, ist er offensichtlich zu einem Musiker gereift, der sich in seiner Haut wohl fühlt. Hussey erklärt: «Dies ist mein Rockalbum, meine Frau bezeichnet es als mein ‹Testosteron-Werk›. Es spannt die Muskeln an und demonstriert puren Stolz! Ich wollte den Sound, den wir live erzeugen, so gut wie möglich einfangen und ich denke, dass uns dies zum ersten Mal wirklich gelungen ist.»
Slink, also Simon Hinkler, kann sich nach fast 20 Jahren ausserhalb des Musikbusiness mit Fug und Recht wieder als Gitarrengott seiner Generation bezeichnen lassen, sein Spiel auf dem neuen Album ist ausdrucksstark und zugleich lyrisch. Zum allerersten Mal ist Slink aus Husseys Schatten herausgetreten und hat mit seinem Gitarrenspiel seine eigene wahre Stimme gefunden. Man höre und geniesse den Titel «From The Oyster Comes The Pearl». Der weitgereiste und erfahrene Bassist Craig Adams hat nach vielen Jahren seine spirituelle Heimat neben seinen alten Kumpeln Hussey und Hinkler gefunden. Hussey noch einmal: «Er ist seit 30 Jahren mein Freund, obwohl anfangs alle dachten, dass es mit uns nicht lange gutgeht. Dies ist vermutlich Addos gelungenster musikalischer Beitrag zu einem The Mission-Album. Er hat mich auf positivste Weise überrascht. Erstaunlich, dass ihm dies immer wieder gelingt.»
Und dann gibt es noch «Young» Mike Kelly – jung deshalb, weil er zwei Dekaden weniger auf dem Buckel hat als seine Bandkollegen. Eine Tatsache, an die er die anderen auch immer wieder gerne erinnert. Jung, weil er dem Album Energie und frischen Wind bringt und den Groove am Laufen hält, sowohl auf physikalische als auch spirituelle Weise. Jung, weil er die Fahne der Rock’n’Roll-Exzesse hochhält, für die The Mission bekannt und gefeiert sind. Jung, aber mit einer weisen Geordie-Seele. Jung, weil er es ist. Noch einmal Hussey: «Für mich ist es schwierig, das neue Album zu beurteilen, denn wie bei jedem Künstler findet man immer seine neueste Arbeit am besten. Nur die Zeit kann zeigen, ob ich richtig liege oder nicht. Wir werden es erleben. Aber eines will ich dennoch festhalten: Wir hatten bei den Aufnahmen unglaublich viel Spass und ich denke, dass man dies spürt, wenn man die Scheibe hört. Wir sind erwachsener, reifer, weiser und kennen heute besser als jemals zuvor die wahren Stärken von The Mission. Und ich denke, dass wir uns gerade dieser Stärken sehr bewusst sind.»
Jeder, der eine Rückkehr zum altbekannten Sound erwartet, wird überrascht sein. Dies ist das Album einer Band, die riesigen Spass hat und eine neugewonnene Kameraderie pflegt, um mit Hilfe modernster Studiotechnik ein zeitloses und im wahrsten Sinne des Wortes klassisches Rockalbum aufzunehmen. Es ist in der Gegenwart verwurzelt, ohne verschämt die Vergangenheit zu verschweigen. The Mission würden sich niemals scheuen, ihre Einflüsse offen zur Schau zu stellen, aber gerade ihr neuestes Album klingt unverkennbar nach The Mission. Vermutlich nicht nach The Mission, wie es die meisten gekannt haben. Diese Band hat noch nie so gut, frisch und wahrhaftig geklungen. Kein typischer Gothicrock-Sound, einfach ehrlicher dreckiger Rocksound, mit einem kratzig singenden Wayne Hussey! Ich finde das sehr mutig, schliesslich werden sich einige Missionaries sicherlich vor den Kopf gestossen fühlen. Auf der anderen Seite, die Jungs haben nichts zu verlieren, machen ehrlich das, was ihnen gefällt. Und ihre fantastische Coverversion von Neil Youngs «Like A Hurricane» ist ja allen wahren Missionsfans eh gut bekannt!
Tracklist:
- Black Cat Bone
- Everything But The Squeal
- Sometimes The Brightest Light Comes From The Darkest Place
- Drag
- Born Under A Good Sign
- The Girl In A Furskin Rug
- When The Trap Clicks Shut Behind Us
- Ain’t No Prayer In The Bible Can Save Me Now
- Just Another Pawn In Your Game
- From The Oyster Comes The Pearl
- Swan Song
- Litany For The Faithful
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